Die Saga Aventuriens - Kapitel V

Das Jahr des Feuers

Nach Albernia

Dunkelheit hatte den Krieger und Herold Heldar Grimmfold umfangen. Er liegt auf dem Rücken, den Blick zu den Sternen gerichtet. Was für ein Ende, der Tod – sein Name war verdient. Und aus den tiefen Wunden, die ihm im Kampf von Grassberger zugefügt wurden, sickerte das Blut in den Boden.
Ein Tod in guter Gesellschaft, dachte sich Heldar. Lodrik ist zuerst gefallen, Baeromar schwer ver-wundet und er würde ihm nicht mehr helfen können. Dann bleibt für Reto oder Coran nur noch ein alter Mann und ein Mädchen... Lynn...
Seine Gedanken schweiften zurück... Waren es nur Tage?


Der Reichskongress war noch im vollen Gange, als Graf Paligan seine Gefährten und ihn selbst bat, mit ihm einen Ausritt zu machen. Man hielt auf einer Lichtung, auf der eine prächtige und alte Kaiser Reto-Statue stand. Und aus dem Schatten des Waldes traten nach und nach weitere Gestalten auf die Gruppe zu: die albernische Gräfin Franca Salva Galahan von Honingen, welche sich auf dem Reichskonkress „für das Reich und für Albernia" und damit auf die Seite Albernias stellte. Dazu Graf Eslam von Eslamsbad, Bruder von Tulahîm von Eslamsbad, Magus und Träger des wandelnden Bildnisses – auch er nahm am Kongress teil. Als er die Stadt betrat, beruhigten sich die überhitzten Gemüter der Gesandten von Albernia und Nordmarken. Kombattanten steckten ihre Waffen weg und eine Aura des Friedens und der Ausgeglichenheit legte sich über die Anwesenden.
Zuletzt trat der Kronprinz selbst auf die Lichtung: Selindian Hal, letzter derer zu Gareth.
Die unglaublichen Wege der Politik. Heldar war von seinem Vater gut ausgebildet worden. Doch Weidener Staatskunst war nicht zu vergleichen mit dem, was die Reisenden nunmehr tagtäglich begleitete. Graf Paligan erläuterte, dass anzunehmen sei, dass der Herzog der Nordmarken als Reichsbehüter für sieben Jahre nichts weiter brauche, um seinem Ziel, den Kaiserthron zu besteigen, näher zu kommen, als den Kronprinzen töten zu lassen. Dies erst Recht, da der Herzog bereits die verbliebenen Reichsinsignien mit seinen Truppen sichert und das Auge des Morgens bereits an sich gebracht hatte. – Intrigen, Meuchelmord am Kronprinz... Heldar wurde schlecht. Sein Leben lang hatte er an den geradlinigen Weg geglaubt. Aber nach allem, was hier offenbar wurde, konnte er dem Reichsbehüter nicht dienen.
Die Versammelten einigten sich, dass sie nicht ruhen wollten, bis dass der rechtmäßige Thronerbe und heutige Kronprinz Selindian Hal wieder auf dem Thron des Reiches sitzt. Um dies zu erreichen schwor man sich, das Auge des Morgens, welches der Usurpator an sich gebracht hatte, seiner kaiserlichen Hoheit wieder zu übergeben. Und auch Heldar zog sein Schwert und sprach den Eid. In Bezug auf die Zeichen der Familie zu Gareth benannte Selindian Hal dies den Bund von Greif und Fuchs.
Die Gelegenheit, das Auge des Morgens, dieses mächtige, einzigartige Artefakt wiederzuerlangen, bot sich am Abend des 17. Ingerimm. Der Herzog, Reichsbehüter und offenbare Usurpator Jarst Gorsam vom großen Fluss feierte in seiner Burg einen prächtigen Ball.
Lynn nahm Heldar zur Seite und erklärte ihm, dass sie eine Idee habe, wie sie das Auge aus der Burg schaffen könne. Heldar war schon vorher aufgefallen, dass Lynn einen etwas anderen Umgang mit Menschen pflegte. Sie kannte in verschiedensten Städten scheinbar immer die richtigen Ansprechpartner. Sie war noch so jung, aber in Ihr loderte ein Feuer. Und Heldar war diesem schon lange erlegen. Seine Erziehung, die Ausbildung zum Krieger, die hochgehaltenen Prinzipien – alles war vergessen, wenn sie ihn nur anlächelte.
So ließ er sich auf den Vorschlag ein, sich mit ihr im Laufe des Balls in die Nebenräume abzusetzen. Auch, wenn das Liebespaar nur gespielt sein sollte, verpassen musste er es nicht.
Am Abend desselben Tages lud Herzog Bernfried von Weiden Ritter Baeromar Thordenan von Altgrimmenstein und seinen alten Freund Heldar zu sich ins Festzelt. Selber ein Tobrier konnte sich Heldar sich nicht verkneifen zu denken, dass er ein würdiger Nachfolger des Bären wäre. Deftiger Humor kein höfisches Gehabe. Ein weidener Herzog würde mit etwas anderem auch schwerlich lange zurechtkommen.
Ein anderer Begleiter versank derweil in tiefen Schwermut. Lodrik Sturmfels kam erst von Gareth aus nachgereist. Seitdem er den Stab des Vergessens gegen den untoten Drachen vor Gareth führte, war er nicht mehr er selbst. Über Wochen hatte er im Borontempel meditiert. Aber er schien nicht mehr zurückgekommen zu sein.
Je länger die Gefährten miteinander reisten, umso neugieriger wurde Heldar auf den alten Mann – Reo der Erzähler, wie er sich zu Beginn selber vorgestellt hatte. Schon in Gareth kam es zu langen Unterredungen der beiden, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Reo war geplagt von düsteren Erinnerungen. Mit seinem Leben hatte er bereits abgeschlossen. Wohl hatte er vor vielen Jahren eine wunderschöne Elfenfrau, die auf ihn noch heute wartet. Nach den Erlebnissen um Borbarads Rückkehr jedoch wurde er durch den namenlosen Schrecken berührt. Er verlor fast seine Seele. Bei dem Versuch nunmehr zu seiner einzigen Liebe zurückzukehren, vermag er den Weg nicht mehr zu finden. Er hat seine Reinheit verloren. Und auch der Tod wird ihm wohl keinen Frieden schenken. Nachdem einen der Namenlose fast der Seele beraubt hat – wer mag gewiss sein, dass man in Borons Hallen noch willkommen ist? Und sollte ihn seine Liebe in den ewigen Hallen so wiedererkennen?
Heldar spürte eine tiefere Verbundenheit zu Reo, auch wenn er nicht genau zu erklären vermochte, was diese auslöste. Es schien, als würde er immer im richtigen Moment das sagen, was Heldar hören musste um weiterzumachen. Nicht immer die Wahrheit, nicht immer gutes, aber das richtige für seine Ohren.
Der Ball beim Herzog war mit allem Pomp. Eine Unmenge an Essen, glanzvollste Kleider, Reichtum und Menschen, die diesen auch zur Schau stellten, ohne jemals die andere Seite des Lebens kennengelernt zu haben.
Lynn wurde durch den Grafen Paligan höchst selbst begleitet. Kaum drinnen angekommen, zerstreuten sich die Gefährten, während Heldar sich in der Nähe von Lynn hielt. Was war es nur mit diesem Mädchen? Sein Vater hätte einer solchen Verbindung niemals zugestimmt. In diesem Moment trat Graf Eslam von Eslamsbad an Lynn heran und begann einen leidenschaftlichen Tanz, während Heldar die Zornesröte zurückhalten musste.
Derweil wurde Ritter Baeromar durch Jarst Gorsam der Gesellschaft vorgestellt. Kurz darauf kam der Herzog bereits zum Punkt. Er stellte den Ritter seiner Tochter vor, die reichlich mit Rahjas Gaben gesegnet war. Sogleich begannen die Mitgiftverhandlungen, denen sich Baeromar – in Anbetracht seiner prekären finanziellen Lage nur noch schwer zu widersetzen vermochte.
Lynn und Heldar warteten, bis die Musik lauter und die Gesellschaft angetrunkener waren. Turtelnd setzten sie sich in das obere Stockwerk ab, kaum wahrgenommen von den Wachen. Im ersten Stockwerk angekommen war Heldar noch ganz benebelt von der Nähe von Lynn. Diese machte sich bereits daran, die erstbeste Tür mit einem Dietrich zu öffnen und die dahinterliegenden Privatgemächer des Herzogs zu erforschen. Heldar folgte ihr zögerlich – diese Frau...
Nach mehreren Räumen, dem ungewollten Beobachten des Ritters, der sich unzüchtig mit der Tochter des Herzogs in dessen Bett vergnügte, und einer letzten gepanzerten Tür standen Lynn und Heldar in der Schatzkammer des Herzogs. Kistenweise Gold, Geschmeide, die Herzogsinsignien, goldbesetzte Schwerter und Waffen, Diademe und ein Pult mit Plänen. Auch das Auge des Morgens ließ sich finden. Heldar machte sich dann daran, die Papiere in dem Raum zu sichten. Detaillierte Aufstellungen der Banner des Herzogs, somit war klar, dass von langer Hand bereits ein Heerzug gegen Albernia durch Jarst Gorsam vorbereitet wurde. Dann viel Heldars Blick auf einen Brief, der bei den Plänen lag. In diesem bat die Gräfin Conchobair von Winhall den Herzog, schnell Truppen zu stellen, um die der Gräfin von Honingen sowie die ihr treu ergebenen Barone und einfachen Bürger in Schach zu halten.
Mit den Unterlagen und dem Auge des Morgens wollte sich Heldar sodann davon machen, als ihm auffiel, dass Lynn bereits begonnen hatte, die Schatztruhen auszuräumen. Dieses Mädchen... Aber es gab wichtigeres zu tun. Er warf alles zurück bis auf Karten, Brief und das schwarze Auge und kletterte mit Ihr durch eine Bodenluke wieder zu den anderen Ballgästen. Leicht gelang es den beiden die Burg samt der Beute zu verlassen und zum Zelt vor den Toren zurückzukehren.
Dort angekommen musste Heldar feststellen, dass Marschall Boronian von Rommilys in einer Lache aus Blut mitten im Zelt lag. Sein Schwert steckte noch in der Scheide. Meuchelmord. Nach kurzer Suche wurde Lynn und Heldar klar, dass das geheime Reichsinsignium, der Ring, welcher das Auge erst zu bedienen vermag, vom Toten gestohlen wurde. Ein Mann hatte den Abend dem Herzog seine Aufwartung nicht gemacht: Orsino von Falkenhag, welcher wohl schon hinter dem Diebstahl des Auge des Morgens steckte...
Am nächsten Tag fanden sich alle Gefährten wieder auf der Lichtung ein. Alle Mitglieder des Bunds von Greif und Fuchs waren wieder anwesend, mit Ausnahme der Gräfin von Honingen, die bereits zuvor mit ihrer Königin Richtung Albernia abgereist war. Selindian Hal erklärte, dass er das Reich wieder zu einigen gedenke. Die vom Herzog gestohlenen Unterlagen belegen den Verdacht, dass der Herzog vom großen Fluss seinen Einflussbereich weiter mit allen Mitteln stärken will. Unter der Hand, so erklärte der Kronprinz, sollten Baeromar, Lodrik, Kubax, Reo, Lynn und Heldar als Botschafter des Kronprinzen Gräfin Salva Galahan vor dem bevorstehenden Angriff warnen. Auch sollte die Gräfin von Honingen sowie die Königin Albernias der Freundschaft Selindians versichert werden. Zuletzt sei noch der Widerstand Albernias gegen die Nordmärker zu organisieren und Chonchobair daran zu hindern, dem Nordmärker Tür und Tor zu öffnen.
Das Auge des Morgens wurde Graf Paligan übergeben, so dass dieser das schwarze Auge zügig nach Punin bringen kann. Ritter Baeromar übergibt der Kronprinz einen Ring mit dem Wappen derer zu Gareth.
Noch an diesem Tage endete der Reichskongres mit der ersten Amtshandlung Jarst Gorsams, des neuen Reichsbehüters des Mittelreichs:
Inver Ni Benain und jeder folgende Adlige ist schuldig des Reichsverrats und wird mit der Reichsacht belegt. Das Mittelreich erklärt aus diesem Grunde Albernia den Krieg. Isora von Elenvina, welche Jarst Gorsam schon durch die Prozesse auf den Thron Albernias heben wollte, wurde noch mit dem nächsten Satz zur Kronverweserin Albernias bestimmt.
Der Kongress war beendet. In direktem Anschluss und nachdem die Gefährten sich mit ausreichend Proviant versorgt hatten, machten sie sich auf den Weg gen Norden, Richtung Albernia – Inkognito.
Kurz darauf kamen sie durch Abilacht, dass als reichsfreie Stadt ein ganzes Regiment Reichstruppen stationiert hatte. Nach weiterer Reise erreichten die Reisenden Honingen. Auch hier wehte bereits, wie in den Städten zuvor das Reichsbanner über der Stadt. Ein weiteres volles Regiment hält die Stadt. Jarst Gorsam hatte seinen Plan gut vorbereitet. Seine Armeen standen bereits vor der Kriegserklärung im Hinterland Albernias. Die Angriffe erfolgten aus diesem Grunde so schnell, dass Albernia kaum eine Möglichkeit geboten hatte, sich ordentlich vorzubereiten oder ein entsprechendes Heer aufzustellen.
Da Kubax als alter und weitgereister Angroscho die Lande kennt, führt er die Gefährten nach passieren des Südtors in ein Gasthaus. Kubax hatte seinen Reichtum mehreren Gaststuben zu verdanken, die er vor allem in Angbar gegründet hatte. Die zwölf Gaststuben Aventuriens, in denen er verschiedenste Speisen aus dem ganzen Kontinent anbietet. Jedesmal jedoch, wenn das Thema auf seine Küchen viel, fing der unscheinbare Hügelzwerg an zu schimpfen, dass er besser keine Freunde hätte, die einen zu schröpfenden Kunden nach dem anderen umsonst zum Essen in seine Küchen lädt. Zwerge, man muss sie nicht verstehen, dachte sich Heldar.
Im Gasthaus in Honingen erklärte der Wirt den Gefährten, dass die Gräfin von Honingen die Stadt nie erreicht habe, obwohl sie noch vor Ende des Kongresses aufgebrochen ist. Einem Ritter Albor vom Hohenfels drohte nun der Strick, da er den Widerstand noch immer versuche auf die Beine zu stellen. Aber der Verbleib der Gräfin und des Ritters ist wohl niemandem bekannt, was den neuen Regenten der Stadt, Marschall von Streitzig vor Wut schäumen ließe.
Nachdem Reo sich einmischte und eine Geschichte über Vögel und die Beobachtung dieser erzählte antwortete der Gastwirt kryptisch: „Für die Vogelsuche eignet sich das Haus des Storches am besten."
Den folgenden Tag machten sich alle zum Perainetempel auf. Darin schlug Heldar der beißende Geruch von Blut, Erbrochenem, Eiter und Schweiß in die Nase. Als die Gefährten nahe an einer Frau mit Bissspuren am Bein standen, fing diese an zu phantasieren. Sie sprach von einem roten Wyrm. Zugleich zogen sich schwarze Fäden von der Wunde in Richtung ihres Herzens. In dem Moment, wo sie das Herz erreichten, sprang die Frau auf und erschlus einen neben ihr liegenden Fieberkranken, um sich dann auf Kubax zu stürzen. Die Frau schien dabei von einer unbändigen Kraft gestützt. Mit einem gezielten Schlag auf den Kopf setzte Heldar dem Schrecken ein Ende. Die geschwächte Frau jedoch verstarb sofort.
Von Gewissensbissen geplagt half Heldar Lodrik, den Leichnahm der Frau in den Borontempel zu bringen. Lodrik blieb auch während der Reise in Feindesland in einer ähnlichen Stimmung wie schon in Gareth. Über seiner Seele lag ein dunkler Schatten. Die beiden kamen ins Gespräch und Lodrik erzählte dem Krieger, dass ihm eine Götter-Queste auferlegt worden sei. Durch den Schlag mit dem Stab des Vergessens auf den untoten Drachen Razzazzor hat der Stab all seine göttliche Macht verloren. Der Rabe höchstselbst hatte ihm nun die Aufgabe gestellt, den Stab wieder Boron zu weihen. Hierfür sollte er in Demut leben, jeden Tempel des Herrn des Schlafs aufsuchen und die Geschichte des Coran Grassberger erforschen. Ein Krieger auf Maraskan vor vielen Jahren, nannte man ihn dort nur den Tod. Als gebrochener Mann kehrte er ins Reich zurück und verschrieb sich dem Herrn des Vergessens. Er legte seinen alten Namen ab und nannte sich fortan Bruder Zyriak. Als ihm aber eine Vision von Boron geschenkt wurde, floh er und wurde nie wieder gesehen. Aber zuvor erzählte er noch, dass ein untoter Drache einst mit dem Stab des Vergessens besiegt werden würde.
Er sah also die Zukunft – aber was hat ihn an ihr so erschreckt, dass ein Mann mit dem Beinamen „der Tod", grausam und ohne Gewissen, die Konsequenzen fürchtet?
Den folgenden Tag benannte die Perainegeweihte ein Gehöft, wo man Ritter Albor vom Hohenfels antreffen konnte.
Dort angekommen dauerte es nicht mehr lange, bis der Ritter eintraf. Mit einem Blick auf den Siegelring, den Baeromar bei sich trägt, fasst er Vertrauen. Er berichtet, dass auch er nicht wisse, wo sich die Gräfin aufhalte. Denkbar ist, dass sie gefangen genommen und nach Winhall oder besser außerhalb von Albernia gebracht wurde. Er habe aber gehört, dass die Königin weiter im Norden ein Heer aufstellt. Ohne Waffen und Ausrüstung sieht er den Widerstand in Albernia schon jetzt als geschlagen an.
Nachdem die Gefährten mehr Informationen gesammelt haben, treffen sie sich in dem Dorf Aran, nördlich von Honingen, um schnell gen Norden weiterzureisen. In jenem stand steht auf der gegenüberliegenden Seite des daran fließenden Flusses eine gepanzerte Kutsche mit etwa einem Dutzend gut bewaffneter Söldner aus dem 5. Koscher Regiment.
Nachdem die Gefährten die Kutsche länger beobachtet haben kommen sie zu der Überzeugung, dass die Kutsche auf einen Treidelkahn wartet, der voraussichtlich aus Richtung Winhall kommt. Die gepanzerte Kutsche kann allein dem Ziel dienen, die Gräfin von Honingen als Gefangene außer Landes zu bringen. Früh am nächsten Morgen brachen die Gefährten aus diesem Grunde auf. Nach kurzem Ritt entdeckten sie einen Treidelkahn auf dem Fluss. Das Schiff wurde durch mehrere Leibeigene gezogen. Um das Boot zu entern stoppt Heldar die Treidler am Flussrand und zwingt sie dazu, das Schiff an Land zu ziehen.
Sofort greift die Besatzung des Schiffes auch zu ihren Waffen. Auch tritt ein Magus und Leutnant nach vorne und droht unverhohlen, den alten Mann Reo auszuschalten. Dann geschiah alles ganz schnell. Aus dem Boot selbst schossen Ranken in unglaublichem Tempo nach oben. Sie wuchsen durch den Magier an Bord, so dass dieser wohl tot war, bevor er auch nur einen weiteren Gedanken fassen konnte. Heldar hatte schon viele Zauber in Schlachten gesehen. Aber einen so tödlichen und perfiden wohl noch nicht. Der Magus hing im Geäst wie von hunderten Langbogen verwundet.
Nach kurzem Kampf gab der Rest der Besatzung gegen das Versprechen freien Geleits dann das Schiff und die darauf befindliche Gräfin Salva Galahan auf. Diese war schwer verwundet und nicht mehr bei Kräften. Heldar kramte nach seiner Verpflegung und schenkte ihr Wasser und einen ordentlichen Kanten Brot, den sie dankbar annahm. Klar gab sie Anweisung, wie nun weiter verfahren werden solle.
Sie legte sich schlafen um am nächsten Morgen wieder gesund und ohne einen Rest einer Verlet-zung zu erwachen. Vielleicht sind die Gerüchte ja doch wahr? Eine Gräfin mit Elfenblut?
Die Gräfin von Honingen verlangte ein Pferd und Baeromar übergab ihr Thimor, Heldars Streitross. Nachdem die Gefährten sie ins Bild gesetzt hatten, wollte sie nach Honingen zurückkehren und den Aufstand ins Land tragen. Sie wüsste, wo es ausreichend Waffen und Ausrüstung gäbe.
Bevor sie davonritt befahl sie, die Feste Wayringen zu entsetzen und mit einem Heer und den Baronen von Fenvasian nach Winhall zu ziehen, dieses zu befreien und die Gräfin Chonchobair festzusetzen.
Nach verlangsamter Weiterreise erreichten die Gefährten noch vor Winhall die Feste Wayringen. An ihr waren deutliche Kampfspuren zu erkennen, jedoch schien sie nicht endgültig geschleift worden zu sein. Nach Rückfrage wurde erklärt, dass die Feste einem Angriff der Banner der Gräfin von Winhall getrotzt habe. Diese habe sogar mithilfe von Fabelwesen, roten Wyrm, mit denen sie einen Pakt einging, versucht, die Feste zu erobern. Sei aber dank der Barone Fenvasian gescheitert. Nachdem der Angriff abgewehrt wurde, haben die Barone der geschlagenen nachgesetzt und sind gen Winhall gezogen.
Als die Gefährten nach Winhall kommen, ist on einer Schlacht schon nichts mehr zu sehen. Winhall ist ohne weitere Gegenwehr der Gräfin Chonchobair gefallen und auf der Burg wehte nun das Banner Fenvasians. Die Gräfin konnte sich jedoch mit einem Sprung von der Klippe retten, sofern sie nicht im Tommel ertrunken ist.
Lodrik schien immer nervöser zu werden. Auch in Winhall kehrte er wieder in den Tempel ein. Heldar dachte an sein Gebet an Marbo, dass diese der geschundenen Seele von Lodrik Frieden und Vergessen schenken möge. Aber diesmal kehrte er mit guten Nachrichten wieder. Der alte Geweihte am Ort wusste, wo sich der Tod aufhielt: in einem Einsiedlerhaus auf einem Hügel weit im Südwesten von Winhall.
Als es dunkel wird, finden die Gefährten einen alten Mann an einem Feuer vor seiner Hütte. Ein Mann so alt, dass seine Zeit schon lange gekommen sein musste, dachte sich Heldar noch. Freundlich bat er jeden, Platz zu nehmen und mit ihm eine Suppe zu teilen.
Dann erklärte er Lodrik, warum er nunmehr zum Fallensteller Reto wurde. Seinen alten Namen hatte er in Gareth auf dem Friedhof begraben. Grassberger, der Tod. Aber Bruder Zyriak wurde durch Boron kein Vergessen geschenkt. Vielmehr führte der Herr des Schlafs dem Bruder immer wieder seine Taten vor Augen. Als Bruder Zyriak die Vision von dem Stab des Vergessens, dem untoten Drachen geschenkt wurde, zeigte ihm Boron klar den Weg, wie er den Stab wieder mit göttlicher Macht versehen lassen kann. Er muss nur sich selbst aufgeben. Er muss Boron seine Seele schenken.
Verächtlich schnaubte der alte Mann aus. Der Herr des Vergessens schenkte mir kein Vergessen, dafür ewige Verdammnis. Ihm war klar, seine Seele würde den Weg nie nach Alveran finden, für das was er auf Maraskan getan hatte.
Der alte Mann stand auf, verabschiedete sich freundlich und erklärte, dass er sich niemals freiwillig stellen würde. Vielmehr nur, wenn er auch im Kampf besiegt würde. Mitleidvoll blickte Heldar dem alten Mann hinterher, der sich nun in seine Hütte zurückzog. Spätestens morgen wäre seine Zeit um – so oder so.
Aufgeweckt wurde Heldar von dem Druck eines Tuzakmessers auf seine Kehle. Der alte Mann war schnell, leise und schnell. Er wollte Blut und Ehre galt ihm nichts. Er zwang Lodrik Heldar leise zu folgen und griff ihn entfernt von den anderen an. Heldar - unbewaffnet - rief Alarm und stürzte zurück zu seinen Waffen. In dem Moment geschah es. Reto führte seine erste Attacke und stieß sein Schwert an der Rüstung vorbei in Lodriks Bauch, drehte das Tuzakmesser um und zog es raus. Lodrik kippte gurgelnd und Blut spuckend auf den Rücken.
Baeromar war schon an Reto dran, der nur mit ihm zu spielen schien. Er stieß ihm das Schwert in den ungeschützten Arm und in das ungeschützte Bein, bis Baeromar kaum noch stehen konnte. Heldar wollte seinem alten Freund, seinem Bruder zur Seite. Das Tuzakmesser war schnell, der Tod von unglaublicher Präzision. An der Rüstung und Schild vorbei durchtrennte er mit einem Hieb Heldars Bein auf Höhe des Oberschenkels.


Heldar wurde von Dunkelheit umfangen. „Immer der Schmerz" dachte er noch ... Auf dem Rücken liegend merkte er, wie er schwächer und schwächer wurde. Über ihm der klarste Sternenhimmel seit Wochen. Golgaris Schwingen, ein leichtes Rauschen. Dann fiel sein Blick auf Lynn, ihre roten Haare und Augen gegen den klaren Sternenhimmel. Dieses Mädchen... Mit letzter Kraft zog er sie zu sich herunter und küsste sie.
Ein erstickter Schrei und neben Heldar fällt Coran in den Staub, während Baeromar schwer atmend in die Knie geht.
All das ging an Heldar schon vorbei. „Dieses Mädchen...", dachte er sich, während er sie an sich drückte und spürte, wie das Leben in ihn zurückkehrte.


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