Die Saga Aventuriens - Kapitel VII

Die Zusammenkunft

Prolog: Ein Leben später

Prolog.

Ein Leben später. 

„Die Zukunft. Eine dunkle, trostlose Welt. Eine Welt der Kriege, der Leiden, der Verluste. Im Kampf gegen einen Feind, den wir nicht besiegen können. Ist es unser Schicksal, diesen Weg zu gehen? Ist die Zukunft wirklich vorherbestimmt?“

Lasst mich euch eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte vom letzten Krieg in unserer Welt. Eine Geschichte vom Widerstand gegen das Böse. Eine Geschichte von Freundschaft und Liebe. Eine Geschichte von Verlust und Untergang. Vom Sieg des Bösen.

Zwanzig Jahre war es her, seit die fliegende Festung Kholak-Kai auf Gareth stürzte und große Teile der Capitale vernichtete. Wie zahlreiche Bewohner der Stadt starb an diesem Tag auch der Bote der Lohe, Dämonenkaiser Galotta. In der Schlacht der drei Kaiser wurde schließlich der Schwarze Drache Rhazzazor vernichtend geschlagen. Die darauffolgende Befreiung Warunks nach dem letzten Donnersturm-Rennen erschuf ein Machtvakuum in den Schwarzen Landen. Ein Vakuum, das der Schattenmarschall nur zu gut zu füllen wusste. Innerhalb weniger Jahre stellte er das Kaiserreich vor ein Ultimatum: Kapitulation oder Untergang. Und das Kaiserreich, angeführt von der jungen Kaiserin Rohaja bot ihm die Stirn.

Doch das Reich verlor den Krieg. Rohaja fiel. Und mit ihr die Hoffnung auf Frieden.

Im Untergrund der neuen Schattenlande suchte der Widerstand, gescharrt um den Schmied der hundert Helden, Thorn Eisinger, nach einer Möglichkeit, den Schattenmarschall zu töten. Viele Agenten verloren ihr Leben, bei dem Versuch ihn zu stoppen. Und die großen Helden waren fort. Sie fielen in der Millenniumsschlacht an der Trollpforte: Die Gezeichneten, der Donnersturmlenker und zahllose mehr. In der Schlacht der drei Kaiser verschwand der Zauberer. Und in Warunk schließlich der Streiter der Menschen. Es war niemand mehr übrig.

In ihrer Verzweiflung wandte sich der Widerstand an die mächtige und uralte Zauberin Nahema. Gemeinsam mit ihr wollten sie Agenten durch die Zeit zurückschicken, um den Schattenmarschall aufzuhalten, bevor er zum finalen Schlag ausholte. 

Doch der Schattenmarschall hatte seine Augen und Ohren überall. Mächtiger als jemals zuvor, sperrte er Nahema in ein erzdämonisches Gefängnis, aus dem es selbst für sie kein Entkommen gab.

Im Firun des Jahres 1048 schließlich, machten sich die letzten Mitglieder des Widerstandes auf, nach Helden aus einer längst vergangenen Zeit zu suchen. Helden, die dort gewesen waren, die es selbst erlebt hatten.

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Der Schnee lag hoch und es hatten sich Eiskristalle vor dem Fenstern gebildet. In der Stube roch es nach Zedern und Honig. Es war angenehm warm und das Feuer des Kamins tauchte den Raum in ein sanftes, rötliches Licht, als es kräftig an der Tür klopfte.

„Seid ihr der Stadtrat, Kubax, Sohn des Karamix?“, fragte eine der zwei Gestalten gerade heraus, als der Zwerg, im sauberen Morgenrock, die Tür vorsichtig öffnete. Hinter der ersten Gestalt konnte er noch eine zweite, zierlichere erkennen. „Wer will das wissen?“, entgegnete der Zwerg. „Wir wurden von Meister Eisinger geschickt. Er sagte, ihr könntet uns vielleicht helfen.“

Die Frau saß am Kamin und wärmte sich die zitternden Glieder. Kubax konnte ihr Alter nur schwer schätzen. Aber er sah, dass sie von einer Krankheit ausgezehrt wurde. Er reichte ihr und ihrem Gefährten Krüge mit warmer Milch. Dann setzte er sich neben die Gefährten an den Kamin und strich sich den langen, rot-braunen Bart glatt. „Nun, dann sagt, wie kann ich euch helfen?“ Der Mann blickte zu seiner Gefährtin, die immer wieder über ihrem Krug die Augen schloss. Vor Erschöpfung, mehr nicht, redete er sich ein. „Wir suchen die Helden von Greifenfurt. Die Helden vom Mythraelsfeld. – Die Helden der Schlacht der drei Kaiser.“ „Und dann kommt ihr nach Angbar?“ fragte Kubax und legte seine Stirn in Falten. Gerade wollte er zu einer Antwort ansetzen, als die Gefährtin leise sagte: „Es gibt Geschichten über das, was passiert ist.“ Ein lange vergessenes Gefühl stieg in dem Zwerg hoch. „Es ist wahr.“ Kubax erhob sich und strich sich den Morgenrock glatt. „Einfach alles.“ Er  stellte sich vor den Kamin, über dem ein großer Kupferstich hing. „Wir waren zu dritt damals. Magnus, Avalarion und ich. Dann starb Magnus und einige Zeit später verschwand Avalarion.“ „Dann bist nur noch du übrig?“ fragte der Mann gerade heraus. Kubax nickte. Der Mann sah noch einmal zu seiner Gefährtin, die nun zu schlafen schien. Dann begann er zu erzählen. Von dem Versuch, den Schattenmarschall aufzuhalten. Und von ihrem Scheitern. Kubax hörte geduldig zu und schmauchte dabei eine Pfeife. Als der Mann seine Geschichte geendet hatte, blickte Kubax ihn lange und beinahe mitleidig an. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich kann nichts für euch tun, fürchte ich. Bei aller Treue, Hingabe und aufrichtiger Liebe, die ich meinen Freunden und der guten Sache gegenüber stets empfunden habe: Ich bin kein Held mehr, das ist alles lange vorbei.“ Der Mann blickte nun finster und verzweifelt drein. „Wer kann uns dann helfen? Du warst unsere einzige Hoffnung.“

 „Nein, es gibt noch eine andere.“, hallte plötzlich eine heisere Stimme von der Wand wider. Die Gefährten blickten sich erschrocken um. Schatten von mächtigen Schwingen breiteten sich über der Wand aus und der Mann zog sein Schwert. „Was ist das für finstere Zauberei? Zeige dich, Gewürm!“ brüllte er. „Kein Grund, zu schreien oder die Haltung zu verlieren, Menschenkind.“, sagte die Stimme nun wesentlich ruhiger. „Du könntest mir ohnehin nichts entgegen setzen. Immerhin bin ich eine mächtige Entität!“ Der Mann sah den Zwerg mit einer Mischung aus Zweifel und Ungläubigkeit an. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Da flatterte es durch den Raum und ein kleines Wesen landete auf der Lehne des hohen Stuhls der Gefährtin. „Und deine Gefährtin … sie ist sehr krank.“, säuselte das Wesen spitz hervor. „Sie wird die Reise nicht überstehen, fürchte ich.“ Der Mann sah das Wesen ungläubig an. Es war ein kleiner Drache, vielleicht zwei Spann lang mit beinahe transparenten Flügeln. Und er konnte offensichtlich sprechen. „Wer oder was bist du?“ fragte der Mann und deutete mit seinem Schwert direkt auf das Wesen. „Wichtiger, hoher, gelehrter maximus omnipotentus dracorius Faldikon, I. Aber für meine Freunde genügt Faldikon.“ Der durchdringende Blick des kleinen Drachen war dem Mann unangenehm und er wandte den seinen ab. Faldikon musterte erst den Mann und dann sein Schwert. „Sage mir, Menschlein, woher hast du diese Waffe?“ „Thorn Eisinger gab sie mir, Echse! Er barg es vor vielen Jahren vor den Toren von Gareth.“ „Eisinger? Dieser Narr. Die Waffe gehört nicht dir, ist dir das klar? Ich kenne den wahren Besitzer von Êona Iama Shâe.“ Der Mann senkte das Schwert und blickte erst Faldikon und dann das Schwert an. „Wie hast du es genannt?“ Faldikon hüpfte näher an den Mann heran: „Ewiger Gefährte der Spätwintersonne. So nannte er es.“ „Wo finden wir ihn?“ fragte der Gefährte gerade heraus. „Tuêl Feya nannten ihn die Elfen. Und dort würde ich ihn, wäre ich an eurer Stelle, auch suchen: In der vergangenen Heimstatt der Elfen, den Salamandersteinen.“ Der Gefährte blickte Kubax ratsuchend an. „Ich schätze, ich werde dann mal packen.“

Fast einen Mond waren sie nun unterwegs, hatten den Saljethweg hinter sich gelassen und die Salamandersteine erreicht. Kubax hatte zwar für reichliche und gute Ausrüstung gesorgt, schon aus Bequemlichkeit, aber die Reise war lang und beschwerlich gewesen. Seine Gedanken waren noch immer bei ihr. Nur mühsam kamen sie voran, jeder Schritt schmerzte in den Beinen, die Arme waren fast taub vor Kälte. Der Hügelzwerg hielt sich erstaunlich gut. Er war zäher, als der Gefährte gedacht hatte. „Wann werden wir dort sein?“ fragte er gegen den Schneesturm. Der Zwerg wandte sich zu ihm. Frost hatte seinen Bart gefrieren lassen. „Wir sind schon da.“ Dabei deutete er mit der Hand in die Umgebung. „Dies sind die Salamandersteine, die alte Heimat der Elfen. Hier werden wir ihn finden. Hoffe ich zumindest.“

Tage später tat sich eine Lichtung vor ihnen auf. Dort lag kein Schnee, die Wärme des Frühlings lag über einem gewaltigen Baum, älter als die Geschichten der Menschen zurückreichen. Der Gefährte zog sein Schwert und ging voran auf die Lichtung. „Was ist das für eine Zauberei?“ Kubax ging ohne sich umzusehen an ihm vorbei in Richtung des Baumes. „Alte Zauberei, mein Freund. Dies ist ein Elfenhain. Hier können wir erst einmal unterkommen, bis sich das Wetter gebessert hat. Und mit Glück unsere Vorräte auffüllen.“ Der Gefährte steckte das Schwert zurück in die Scheide und blickte sich misstrauisch um. „Sollen wir Gräser essen, Herr Zwerg?“ „Nein, natürlich nicht.“ Während Kubax sprach, fuhr er mit der Hand über den Stamm des mächtigen Baumes. „Seht.“ Wie von Geisterhand öffnete sich ein Spalt im Baum, gerade groß genug, dass der Zwerg und der Mensch hindurch gehen konnten. „So haben die Elfen einst ihre Heime geschützt. Folgt mir.“ Und Kubax ging hindurch in den Baum hinein. Der Gefährte blickt sich noch einmal um, konnte aber kein Zeichen von Gefahr entdecken. Dann folgte er ihm.

Langsam drang wieder Wärme in sie ein, umhüllte sie und erfüllte ihre Glieder mit neuem Leben. Ein Feuer brannte in einem offenen Kaminofen im Erdgeschoss. In den verwinkelten und unübersichtlichen Gängen, in denen man kaum stehen konnte, so niedrig waren teilweise die Decken, hingen Gewürze und Trockenfleisch von der Decke. Überall duftete es nach etwas anderem. Über dem Feuer köchelte ein Eintopf. „Können wir hier einfach so Eindringen?“, fragte der Gefährte, während er seine Rüstung und Kleidung bis auf das Nötigste ablegte und neben den Kamin zum Trocknen hängte. Kubax kostete den Eintopf und zog dabei die Nase kraus. „Da fehlt etwas Würze. Und: Ich glaube nicht, dass wir hier eindringen. Die Elfen haben ihre Haine vor langer Zeit verlassen, am Ende des letzten Zeitalters.“ „Aber der Kamin… der Eintopf. Das sieht mir hier alles sehr belebt aus.“ Kubax holte einen Kochlöffel hervor und rührte damit den Eintopf um. „Das Nachwirken der elfischen Magie, würde ich sagen. Oder irgendwas anderes…“

In dieser Nacht schlief der Gefährte sehr unruhig. Er träumte, Stimmen zu hören, die gedämpft sprachen. Traurig und weit entfernt. Wie aus einer anderen Zeit. Im Traum erhob er sich und trat auf eine verbrannte Ebene hinaus. Vor ihm standen ein junger Mann und Kubax. Sie hatten ihn nicht bemerkt. Der junge Mann deutete in die Ferne und der Zwerg nickte wissend. Dann trat eine junge Elfe an den Mann heran und sprach: „Das Ende von Allem.“ Langsam erwachend hörte der Gefährte eine alte Stimme antworten: „Der Anfang von Allem.“

Als der Gefährte erwachte, war Kubax‘ Schlafstatt verlassen. Sonne fiel durch eine Öffnung im Baum hinein und der würzige Duft von Blumen, die im Frühling erwachen, lag in der Luft. Der Gefährte erhob sich und trat in den Kaminraum. Dort saßen Kubax und ein alter Mann vor dem Kamin. Kubax blickte zu dem Gefährten auf und deutete auf den Alten. „Wir haben heute in aller Früh Besuch bekommen.“ Der Gefährte musterte den Alten und stellte sich dann vor. „Ich hätte nicht damit gerechnet, soweit draußen noch jemanden zu treffen.“ Der Alte strich sich mit dem Daumen über die rechte Augenbraue und lächelte. „Nicht? Aber was treibt euch dann in die Salamandersteine? Wie Wanderer seht ihr nicht aus.“ „Wir suchen jemanden. Einen großen Helden.“ Der Alte erhob sich und ging auf den Gefährten zu. Er sah ihm lange in die Augen. „Nun, große Helden gibt es hier nicht.“ Er blickte Kubax an. „Nicht einmal Kleine, fürchte ich.“ Kubax schmunzelte und nahm einen Zug aus seiner Pfeife. „Wir verschwenden hier unsere Zeit, Herr Kubax.“, sagte der Gefährte und fing an, seine Sachen zusammenzupacken. „Halte ein, junger Freund. Erzähle mir deine Geschichte. Ich bin immer an Neuigkeiten interessiert. Und auf einen Tag mehr oder weniger soll es nicht ankommen, oder?“ Der Gefährte konnte sich auf eigentümliche Weise der Stimme des Alten nicht verschließen. „Wer bist du, alter Mann?“ „Ich bin Reo, der Erzähler. Ich ziehe durch die Lande und erzähle Geschichten.“ Kurz streiften seine Gedanken das Schicksal seiner Gefährtin. „Nun gut, ich erzähle dir meine Geschichte.“

Einen Tag und eine Nacht erzählte der Gefährte seine Geschichte. Er endete sie in der Morgendämmerung. Der Alte hatte die ganze Zeit geschwiegen und geduldig zugehört. Kubax hatte in der Zwischenzeit gekocht und sie mit gutem Tee versorgt. „Und wie passe ich nun in diese Geschichte?“ Der Gefährte stutze und blickte den Alten an. Der lange Bart war grau und verfilzt. Seine Körperhaltung gebeugt, seine Kleidung nicht mehr als eine abgetragene Kutte. Sicherlich achtzig oder neunzig Sommer mochte der Alte gesehen haben. Dann fiel sein Blick auf den Wanderstab, den der Alte Neben den Kamin gelehnt hatte. „Wer bist du wirklich, alter Mann?“ Er blickte erst Kubax an, dann den Gefährten. „Ich bin Reo, der Erzähler. Aber früher nannte man mich Avalarion…“ „Du bist der Held, den ich suche…“ brachte er gerade noch heraus, bevor der Alte sich erhob. „Das mag sein, aber das ist alles lange vorbei. Ich sehe nicht, wie ich dir helfen könnte.“ „Die Zauberin, von der ich sprach… sie sagte, Helden aus der alten Zeit könnten zurückgehen und mich finden.“ „Dich?“ Der Alte runzelte die Stirn. „Mich finden und davon überzeugen, den Schattenmarschall zu stoppen, bevor es zu spät ist.“ Avalarion stand auf ging an eine Fensteröffnung. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah über den Frühling hinaus in den Winter. „Ich fürchte, ich verstehe mich nicht auf Zeitreisen. Aber diese Zauberin…“ Sein Blick verfinsterte sich für einen Moment. „Sie sagte, es gibt magische Orte, an denen es möglich wäre, in die Vergangenheit zu reisen: Satinavspforten.“ „Das stimmt, aber leider führen die Pforten nur zu einem spezifischen Zeitpunkt in der Vergangenheit. Ich würde also schlimmstenfalls irgendwo in der Vergangenheit stranden und müsste Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte warten, nur um dich dann zu suchen.“

Der Mann stand auf und stellte sich neben den Alten ans Fenster. Er konnte noch immer nicht glauben, dass nur um den Elfenhain Frühling war, der Wald ansonsten aber im tiefsten Winter lag. „All das wird bald verschwunden sein, Avalarion. Nichts wird bleiben, wenn der Schattenmarschall gen Norden zieht.“ Der Alte blickte ihn nur aus dem Augenwinkel an. „Dann ist alles, wofür ihr und eure Freunde gekämpft habt, verloren. Ein großer Teil davon ist bereits jetzt verloren.“ Der Alte stopfte sich eine Pfeife, ohne den Gefährten anzusehen. Kubax blickte ihn an und seine Augen funkelten. „Avalarion…“ Doch er machte eine abwehrende Handbewegung. „Und wenn schon. Das ist der Lauf der Dinge. Ein Herrscher löst den nächsten ab.“ „Ich war in Angbar. Ich habe mit Faldikon gesprochen. Er erzählte mir von den Zwillingen.“ Avalarion nahm nun einen tiefen Zug aus seiner Pfeife. „Diese Geschichte, deren Teil ich war, ist längst zu Ende erzählt, mein junger Freund.“ Voller Zorn wandte der Mann sich ab und schritt, wütend gestikulierend, durch den Raum. „Ich musste meine Geliebte in Angbar zurücklassen. Sie wird zu Boron gehen, wenn sie den Weg über das Nirgendmeer nicht schon längst angetreten hat. Nichts kann sie noch retten. Doch anstatt bei ihr zu sein und ihre letzten Stunden an ihrer Seite zu wachen, habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht. Und wofür? Um mir die Weisheiten eines längst vergessenen Helden anzuhören. Geschichten, die niemand mehr kennt.“ Verzweiflung lag in seiner Stimme. „Meine Liebe stirbt. Und ich bin nicht bei ihr. Weil ich an das größere Wohl glaube. Daran, dass man Opfer bringen muss, damit das Gute gewinnen kann. Und was machst du? Du sprichst wie jemand, den das alles nie gekümmert hat. Was nützt dir all diese Macht und Weisheit, wenn du damit nichts Gutes tust, Avalarion?“ Der Alte hatte sich am Fenster umgedreht und stützte sich mit den Händen hinter dem Rücken an der Fensterbank ab. „Du erinnerst mich an einen sehr alten Freund, wenn du so sprichst.“ Und er lächelte.

Zusammen hatten sie Êibhavalvan erreicht. Die alte Wacht. „Von hier haben die alten Elfen einst über die Welt und die Zeit geblickt. Weit über unser Verständnis hinaus. Hier liegt Alwarania Aha Dioy verborgen, das was du die Satinavspforte nennst.“ Avalarion ging, ohne anzuhalten, weiter auf den Rand des windumtosten Hochplateaus zu. Kubax und der Gefährte folgten ihm. Fünf uralte Eiben vereinten ihre Kronen darüber zu einem Dach. Dahinter lag der Abgrund. Man konnte von hier über das ganze Svellttal sehen. Und die alles verschlingenden Feuer in der Ferne.

Kubax ging zu Avalarion und blickte ihn gegen das Licht der aufgehenden Sonne an. „Avalarion… wenn du ihn gefunden hast und deine Aufgabe erfüllt ist, wirst du dich heraushalten, ja? Du wirst den Dingen ihren Lauf lassen.“ Avalarion sah ihn an und hob die Augenbrauen. Dann räusperte er sich. „Ja… sicher. Mach dir keine Sorgen. Du kennst mich doch.“ „Eben drum. Versprich es mir. Du wirst dich nicht einmischen.“ - „Ich verspreche es. Ich werde mich heraushalten.“ „Werde ich dich wiedersehen?“ Avalarion blickte Kubax traurig an. „Ich werde immer in der Nähe sein.“

Dann ging er zum Rand des Abgrundes. „Was wird mich dort erwarten?“ Der Gefährte trat an Avalarion heran und gab ihm sein Schwert. „Ich war damals ein völlig anderer Mensch. Finde mich, überzeuge mich von all diesem hier.“ Reo betrachtete seine alte Waffe und schob sie in ein Halfter am Gürtel. „Leite mich. Führe mich. Sei geduldig mit mir.“ Dann griff er in seine Tasche und legte einen kleinen, kalten Gegenstand in Avalarions Hand. „Sorge dafür, dass sie es zurückbekommt.“ Avalarion nickte. Seltsam vertraute Klänge hallten ihm entgegen. Er machte einen Schritt über den Rand des Plateaus hinaus. Unwillkürlich dachte er an splitterndes Eis. „Ohne deine Hoffnung sind wir verloren.“ Und er schloss die Augen.

„Zahllose Entscheidungsmöglichkeiten definieren unser Schicksal. Jede Entscheidung, jeder Moment: Eine Welle im Fluss der Zeit. Werden es genug Wellen, verändern sich die Gezeiten. Denn die Zukunft steht niemals wahrhaft fest.“

Ein neuer Mythos bildet sich. Ein Mythos von lange vermisster Gerechtigkeit.

Ein Gefühl von Hoffnung liegt in der Luft, durchtränkt die Seelen der Menschen und verändert sie langsam.

Denn wenn diese Legende wahr ist... könnten dann nicht auch die anderen stimmen?

„Lasst mich euch eine Geschichte erzählen.“


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