Die Saga Aventuriens - Kapitel VI

Donner und Sturm

Das Ende der Geschichte

Das was von Lodrik Sturmfels übrig war, zog krachend das Schwert aus Helvetians Wunde und warf es vor ihm zu Boden, bevor er sich verächtlich lachend von ihm abwand und Helvetian sein Lebensgeist verließ. Etwas tief in ihm heulte ein letztes Mal klagend auf und verstummte für immer. Nie hatte er sich so schwach und sterblich gefühlt. Um ihn herum tobte der aussichtslose Kampf. Er fiel auf die Knie. Augenblicke vergingen wie Ewigkeiten und mit jedem sickerte das Leben durch seine Wunden. Heiße Tränen des Zorns schossen ihm in die Augen, als sein Blick auf die blutige Klinge zu seinen Füßen fiel. Er stürzte auf die Seite. Kurz dachte er an die Kaisermutter. Alles war umsonst. 

Es tut fast nicht mehr weh, dachte er, als Schwärze ihn einzuschließen drohte. Seine letzten Blicke galten seinen Gefährten, die auf den Wegen und in den Gassen der Stadt fielen.

„Du hast Angst.“

Er schloss seine Augen, um alle Kraft zu sammeln und sich noch EINMAL aufzubäumen. Doch die Dunkelheit umfing ihn gnädig.

„Zum letzten Mal.“

„Ich bin der Autor. Und Du bist ein Charakter in dieser Geschichte.

Da draußen ist eine Welt ohne Struktur. Keine Handlung, keine Spannungsbogen, kein Thema. Keine Bedeutung. In deiner Welt habe ich dir eine Bestimmung gegeben. Es gibt dort einen Grund, warum Du existierst. Aber da draußen… bist du deines eigenen Schicksals Schmied. Die Zukunft ist nicht bekannt. Nur die Realität. Das große Mysterium.“

Helvetian öffnete seine Augen. Er fühlte Sand in seiner rechten Hand und hörte die Stimme des Autors:

„Es gibt keinen Grund mehr, Angst zu haben.“

Eine Hand packte ihn am Arm und zog ihn auf die Beine. „Du wirst den Menschen – ein leuchtendes Beispiel sein.“ Alt war sein Vater geworden, als er nach dem Schwert zu Helvetians Füßen griff und es aufhob. „Sie werden dir nacheifern – sie werden stolpern – sie werden fallen.“ Dann reichte er Helvetian die Waffe und nickte ihm zu. „Mit der Zeit – wirst Du ihnen helfen, Wunder zu vollbringen.“

Als sein Vater einen Schritt zur Seite machte, sah Helvetian wie Lodrik die Treppe hinauf ging. Er war noch keine 10 Schritte entfernt. Das Schwert in seiner Hand wurde ganz leicht und ein kaum merklicher Singsang ging davon aus.

Ein Aufschrei ließ ihn herumfahren. Aus einem gleißendem Licht aus Westen sah Helvetian die Helden kommen, die er einst kannte – und die, von denen er nur gehört hatte. Ein gewaltiger Heerbann aus Kriegern und Legenden des Zeitalters ritt und stürmte in seine Richtung. Er sah Avalarion, Baeromar, Heldar und Barax, Lares Tannhaus und Thyr den Meisterschmied und viele mehr. Von einem Felsen aus wirkten zwei Magier ihre Magie. Die Streiter ließen keinen Feind unversehrt. Für einen Moment fragte er sich, ob sie wirklich hier waren, oder ob nur er sie sehen konnte…

„Du wirst die Welt verändern, Streiter der Menschen. Und deswegen bist du jetzt ein Held.“ Sagte sein Vater und lächelt ihm zu. Dann zog er seine Schwerter und stürmte in Richtung der Schlacht.

Unwillkürlich hob Helvetian das Schwert der Menschen und deutete auf Lodrik.

Lodrik sah an Helvetian vorbei. Hinter ihm, in der kämpfenden und flüchtenden Menge standen Algunde und Saria. Seine Frau schaute ihn traurig an, Saria eng an sich gedrückt. Seine Tochter schien nicht zu verstehen ... fast schüchtern hob sie die rechte Hand. Für einen Moment hielt Lodrik inne. Dann lächelte Saria ihm zu und ihre braunen Augen funkelten so schön, wie einst in der Abendsonne auf Gut Heimstatt. Wärme stieg Lodriks Rückgrat hinauf, ganz natürlich, dachte er. Leichtigkeit umfing ihn und hüllte seine Glieder ein.

[...]

Ein letztes Mal flackerte das Leben in der Kaisermutter auf und ihr Blick wurde ganz klar. Dann sah sie an Helvetian vorbei: „Brin, bist Du das?“

Mit einem alles erschütternden Donnerschlag riss im Westen der Himmel auf. Wie ein Keil zog der flammende Donnersturm über den Himmel. Ihm folgte, den gesamten westlichen Himmel verdeckend, ein Urgewitter, von Rondra selbst entsandt.

Während um ihn herum alles in Panik ausbrach und floh, sackte Helvetian erschöpft zusammen. Lodrik war geschlagen und die Kaisermutter befreit und gen Alveran gegangen. Unten, an den Stufen der Pyramide, sah Helvetian seinen Vater Magnus und seinen Onkel Avalarion stehen. Sie hoben ihre Hände zum Gruß.

„Wir werden dich niemals verlassen, nicht einmal im Angesicht unseres Todes.“

Helvetians Augen schlossen sich - und seine Welt ergab sich einem gleißenden Licht.

Als der Wind den goldenen Staub aus Tulahims Hand geweht hatte, zog Lares Tannhaus sein Schwert und lächelte die beiden Magier an. Ayshaban breitete seinen Umhang um die Zwillinge. Tulahim lächelte nun ebenfalls. Mit einem Blick gen Westen wandte sich Ayshaban an seine Gefährten: "Das Ende ist gekommen."

Wie von allein führten Elarion seine schnellen Schritte über die Masse, die einmal die Pyramide war, immer weiter die Stufen hinauf.

Helvetian lag auf der Spitze neben dem zerschundenen Körper der Kaisermutter. Sein Licht war nur noch schwach.

Von irgendwo klang eine vertraute Melodie in des Elfen Ohr. Sie flüsterte wie der Wind. Sie rief ihn. „Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende.“

Kubax kam gerade aus seinem Haus. Sorgfältig und leise schloss er die Tür hinter sich, um seine Frau und seine Kinder nicht zu wecken. Im Osten erhob sich gerade mit den ersten Strahlen die Praiosscheibe an diesem ersten warmen Phex-Morgen. Flirrender Staub brach sich in der Morgensonne und tauchte die Landschaft in ein wunderbares, warmes Licht. Auf der Alveranie an der Gartenpforte lag noch Morgentau.

Über einen Hügel kamen die Zwillinge Brea und Bran. Sie sahen nicht mehr so jung aus wie am Tag ihrer Abreise. Sie wussten nun um das Geheimnis ihrer Eltern. Die Zwillinge grüßten Kubax freundlich aus der Ferne. Er nickte ihnen lächelnd zu. Für einen Moment jedoch ließ er traurig die Schultern hängen, er hatte so sehr gehofft…

Doch dann straffte er sich und trat an die Pforte seines Vorgartens.

Er war schon einige Schritte in Richtung seiner Gaststuben gegangen, da stutzte er und hielt inne. Als er sich umdrehte, sah er gegen das Licht der aufgehenden Praiosscheibe noch jemanden den Weg hinauf kommen.

Als Kubax ihn erkannte, lächelte er. Die Geschichte war zu Ende erzählt.

- ENDE -


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