Wir mussten den Winter in Kleinwardstein ausharren. Die Belagerer waren durch den Entsatz Weidener Reiter zurückgeschlagen und so begannen wir mit dem Wiederaufbau. Naja, eigentlich waren Escalio, Arikarion und ich dabei Zelte zu flicken. Jaja, lacht ihr nur. Zelte flicken, pah! Diese verfluchten Nadeln hatten meine Finger mehr geschunden als jeder Tag im Berg daheim. Lynn, Marik und Parinor kümmerten sich im Lazarett um die Verwundeten. Am nächsten Tag wurde Arikarion dann zum Hauptmann der Torwache ernannt. Er durfte sich aussuchen, ob er Escalio oder mich mitnehmen wollte, aber er entschied sich für den Schatzsucher. Pah. Hatte ich doch das Fernrohr. Ich wurde daraufhin eingeteilt bei den Arbeiten an der östlichen Bresche mitzuhelfen. Immerhin verschaffte mir das Schleppen von Steinen körperliche Ertüchtigung und Wärme in diesem kältesten aller Winter. Außerdem konnte ich mir ein kleines Privat-Duell mit Quendan dem Schmied liefern, es ging darum wer die schweren Steine tragen konnte. Natürlich gewann der stärkste Zwerg östlich des Raschtulswalls. Dadurch hatte ich mir wohl seine Anerkennung verdient, denn er teilte seinen Schnaps mit mir. Schmeckte auch nicht besser als jedes andere Zeug, dass ich schon getrunken hatte, aber es gab ein wohlig warmes Gefühl im Magen und das war, worauf es ankommt. Immer wenn Helvetian und Gilion von der Jagd wiederkamen, zweigten sie einen Teil des erlegten Fleisches für uns ab, was bei der sonstigen Verpflegung (Marksuppe ohne Einlage) eine gute Abwechslung war.
(...) Endlich hatte sich Tauwetter eingestellt. Das bedeutete, dass wir endlich weg von dieser Feste konnten. Wir wollten Richtung Osten.Über Perainefurten nach Vallusa. Ich verabschiedete mich von Quendan, der der einzige war, der mir doch irgendwie in Erinnerung bleiben würde und wir brachen auf. Gilion verblieb in Kleinwardstein. Die Reise verlief Ereignislos, also erreichten wir Vallusa recht zügig. Aber natürlich konnte es keine normale Stadt sein, nein, sie lag auf einer Insel. Verbunden durch eine ewiglange Brücke. Helvetian, Lynn und Parinor hatten sich vor der Brücke von uns verabschiedet und machten sich auf den Weg nach Angbar. Wir wollten über Vallusa nach Perricum, um unsere restlichen Sachen zu holen und dann ebenfalls nach Angbar.
(...) In Vallusa quartierten wir uns im Hotel Tobrischer Hof ein. So ein edler Nobelschuppen, der für uns und unsere Geldbeutel eigentlich 3 Nummern zu groß war. Trotzdem genossen wir die Möglichkeit uns ein wenig von dem harten Winter in Kleinwardstein zu erholen. Als es dann ans Bezahlen ging, konnte ich zum Glück Marik dazu bringen, für mich zu bezahlen. Escalio floh durch einen Trick und auch Arikarion konnte auf Mariks Geldbeutel zählen. Anschließend suchten wir uns am Hafen von Vallusa eine Passage nach Perricum. Ich war nicht begeistert. Im Gegenteil. Die Reise auf dem Schiff "Bornbär" verlief natürlich nicht ereignislos. Ich blieb ausschließlich unter Deck und kümmerte mich mit einem Eimer bewaffnet um die heftige Seekrankheit, die mich befallen hatte. Einige Tage auf See gerieten wir in einen Sturm, der meine Seekrankheit noch verstärkte. Schließlich wurde ich sogar an der Ladung festgemacht. Und als wäre der Sturm nicht schlimm genug wurden wir danach auch noch von einem Kriegsschiff verfolgt und in die Blutige See gejagt, wo das Kriegsschiff die Verfolgung zwar aufgab, jedoch nur, weil uns eine Dämonenarche gesichtet hatte.
(...) Das Schiff wurde von der Dämonenarche geschluckt und zerstört. Angrosch war bei uns und so überlebten ich und meine Gefährten. Jedoch war dies auch das einzig Gute. Wir mussten Waffen, Rüstung und Kleidung niederlegen. Wie die Tiere wurden wir von widerlichen Fisch-, und Hummerwesen durch die unheiligen Gänge dieses Niederhöllischen Wesens geleitet und in 15er Gruppen in Zellen gesperrt, die höchstens 10 Menschen Platz bieten konnte. Sofort hätte ich diesen Ort gegen die Zeit in Kleinwardstein eingetauscht. Mein Wille war gebrochen, von dem bisschen, dass uns als Verpflegung gereicht wurde, aß ich nur soviel um zu überleben. Selbst wenn es uns gelungen wäre, aus der Zelle zu fliehen. Wo hätten wir hin sollen? Befanden wir uns doch in einer Dämonenarche, mitten in der Blutigen See. Nach und nach starben die Mitgefangenen in unserer Zelle.
(...) Nach einer schieren Ewigkeit wurden wir aus den Zellen herausgeholt und aus der Arche geschafft und auf einem Sklavenmarkt verkauft.
Es folgte eine Reise am Rande des Maraskanischen Dschungels, der mich teilweise an den Dschungel von Kun-Kau-Peh erinnerte, und so hatte ich das ein oder andere Mal die Worte He-Sches im Sinn. Einige der, mit uns gekauften, Sklaven und einige Soldaten, kamen auf dem Weg durch die Gefahren des Dschungels um. Das war der große Unterschied zu dem was wir kannten. Dieser Dschungel war noch gefährlicher. Und die Luft noch stickiger und diese unseelige Hitze ließ einem innerhalb von Sekunden die Kleidung am Leib kleben.
Nach dem Dschungel kam die Reise durch das Gebirge, bis wir unser Ziel erreichten. Die Endurium-Miene von Maraskan. Dort wurden wir zu Arbeitssklaven gemacht. Die Miene wurde bewacht wie eine Festung. Wir wurden in einer der oberen Bereiche zu Schürfarbeiten abgestellt.
(...) Wir begannen also uns provisorische Waffen herzustellen, aus Brettern und Nägeln. Gleichzeitig gelang es uns, andere Sklaven von einem Aufstand zu überzeugen. Und so kam es. Zunächst überwältigten wir die Wärter auf unserer Ebene und konnten uns mit deren Waffen und Rüstungen ausrüsten. Am Frühen Morgen, als die Wärter aus den Oberen Ebenen mit dem Fahrstuhl hinabkamen, überwältigten wir auch sie und drangen auf die höchste Ebene vor. Wir übernahmen die Rotzen am Eingang zur Miene und konnten die Wachen aus den Wachstuben auf den Hof locken, woraufhin wir das Feuer eröffneten. Doch unter Magischem Schutz schafften die Soldaten es in die Miene einzudringen. Eine Schlacht entbrannte, doch wir konnten fliehen. Durch das Gebirge und den Dschungel. Wie uns das gelang, weiß ich bis heute nicht. Wir hatten kein Wasser und keinen Proviant und doch gelang es uns zu einem kleinen Fischerdorf zu fliehen, von wo wir mit einem Boot aufs Meer fliehen konnten. Uns schwanden die Sinne, doch ein Bornisches Handelsschiff erschien am Horizont und fischte uns aus dem Wasser...
- so gehört in einer Taverne.
Die Schwarze Grube
- Roger König