Die Saga Aventuriens - Kapitel V

Das Jahr des Feuers

Die Rückkehr der Königin

VORWORT:

[...] "Einem jeden, dem es erlaubt ist, die Chronik Kubax, Sohn des Karamix zu lesen, sollte gewahr sein, dass in dieser Chronik womöglich viele Informationen zu finden sind, die nicht in die falschen Hände gehören. Womöglich könnten sehr viele Menschen, Angroschim oder die Familie des Verfassers größte Probleme bekommen." [...]

Und so kam es, dass wir länger als einen Tag auf Avalarion und Baeromar durch einen Hügel geschützt, vor der Miene warteten. Ich hoffte, dass der Plan Baeromars funktioniert hätte, allein der Glaube daran schwand mit jedem Mal, wenn ich mein Stundenglas drehen musste. Albiron, Garwin und mir ging es ganz gut. Lynn wirke wie eine Raubkatze eingesperrt in einen Käfig. Auf und ab schritt sie. Ich sammelte mit Garwin einige Zutaten für den Brei, den Albiron gut vertrug. Er hatte etwas nachzuholen. Auf Lynns "Wir müssen doch etwas tun" reagierte ich mit der Sturheit eines Zwergen und der Zunge eines Philosophen: "Nein."

Immerhin hatte ich hier das Sagen. Nachdem Baeromars Befehl eindeutig war, wir sollten hier warten, würden wir das auch tun. Ich war hier immerhin derjenige, der am meisten Erfahrung in einer ähnlichen Situation hatte. War ich doch "Weibel" gewesen in Greifenfurt. Jawohl.

Als ich mal wieder meinen Blick über den Hügel in Richtung Miene schweifen ließ, sah ich, dass etwas in Bewegung gekommen war, 4 Reiten galoppierten auf Pferden davon. 2 davon waren sicher Baeromars und Avalarions Pferde gewesen, aber die Reiter passten nicht. Ich merkte mir in welche Richtung sie ritten und wartete erneut.

Nach Minuten im Leben eines Zwergen und Ewigkeiten in einem Menschenleben kehrten die beiden Verschollenen dann etwas zerschlissen zurück. Was genau darin vor sich ging, blieb mir unbekannt. Aber was in der Miene passierte, sollte auch gern dort bleiben. Das Wichtigste war sie hatten "Cella" alias Rohaja von Gareth gefunden. Sagten sie jedenfalls. Konnte es nicht wissen, hab sie das letzte Mal als Kind gesehen. Aber hübsch ist sie geworden, sofern sie es denn ist. Sie ging sofort zu ihrem Kind und Garwin, und schloss die Zwei in die Arme.

So wenig begeistert war sie jedoch von unserem "Wunsch" sie nach Gareth bzw. Punin zu bringen, je nachdem wo Rondrigan Paligan sich wohl aufhalten würde. Als Lynn ihr das Pferd überließ, schnappte sich Fräulein von und zu Gareth dieses und ritt davon, mit samt ihrem Sohn. Auch Lynn war sichtlich nicht wohl dabei, was gerade passiert war. So mussten wir uns Garwin gegenüber offenbaren. Er war noch ungläubig darüber, ob er wirklich die Königin Garetiens da als Cella zu sich nahm. Nun gingen wir zu Fuß zurück zur Jagdhütte, in der Hoffnung, die Soldaten wären inzwischen weg. Dem war auch so.

Ich bereitete uns etwas zu essen aus den Jagdergebnissen Baeromars. Rohaja kehrte später, vermutlich aufgrund des Duftes meines Zubereiteten, zu uns zurück. Garwin schien ihr erzählt zu haben, was wir vorhätten und was wir glaubten, wer sie war. Denn am nächsten Morgen verkündete Cella von Gareth, dass wir doch lieber zum Boronkloster Sancta Boronia reisen sollten. Der Weg werde kürzer und vielleicht könnte man dort feststellen, wer sie war. Und das taten wir dann auch.

Das Kapitel über Sancta Boronia, den Weg hinein, den Nebel des Vergessens und seine Tücken werde ich hier nicht dokumentieren. Jeder, der dabei war, kennt den Inhalt und das sollte reichen.

Auf jeden Fall gelang es den Priestern Borons Rohaja in einer Zeremonie ihr wahres Gedächtnis zurückzugeben.

Sodann besprachen wir uns mit der Königin von Garetien. Sie wollte nach Gareth reisen, ausgehend von Bohlenburg.

[...] Und so wuchs das "Heer" der Königin. Magnus hätte viele als zu jung oder alt aussortiert, aber in diesen Zeiten nahm man was man bekommen konnte. Als dann auch noch Alrik von Blautann und vom Berg mit 40 Mann in einem Wald, unser bisheriges Heer locker verdoppelten, waren wir bereit für Gareth. Natürlich waren wir sofort umringt, denn es war die Rückkehr der Königin. Sie war der Inbegriff der Hoffnung von Gareth. Eben noch völlig unbedarft, ohne Verantwortung und nun das. Doch, sie ließ das alles professionell hinter sich und wurde dem Wunsch des Volkes an eine Starke Führerin gerecht.

Kurze Zeit später  berief sie uns in der alten Residenz zu einer Besprechung. Während dieser überreichen wir der Königin das Reichssiegel. Als später am Tag Prinz Selindian und Rondrigan Paligan eintreffen und erfuhren, dass Rohaja zurück ist, hätte ihre Reaktion darauf kaum unterschiedlicher sein können. Rondrigan natürlich sehr erfreut, doch der Prinz erlebte einen richtigen Wutausbruch. Auch weil wir ihm das Reichssiegel nicht mehr aushändigen konnten.

Im späteren Kriegsrat offenbarte die zukünftige Kaiserin ihre Pläne. Sie wolle über Perricum und die Feste Hohenstein nach Rommylis reiten. Unterstützungen wolle sie sich von den Rondrianern unter dem Schwert der Schwerter holen. Uns wurde die Erkundung der Wildermark aufgetragen. Avalarion, Baeromar, Heldar, Lynn und ich sollten alleine die Wildermark in Eigenschein nehmen. Gleichzeitig sollten wir die Augen nach Reichserzmarschall Leomar von Berg und Answin von Rabenmund offenhalten. Sollten wir Answins Ansichtig werden, sollten wir ihn sofort verhaften. Befehle für den Reichserzmarschall wurden uns auch mitgegeben. Vor unserer Abreise hatten wir dann noch eine Unterredung mit Rondrigan Paligan, der uns bat zunächst von Rabenmunds Motive zu hinterfragen, bevor wir ihn festnahmen.

Am nächsten Morgen brachen wir auf. Rohaja hatte uns mit Ringen, die aus den Splittern Hagrondriars geschmiedet worden waren, ausgerüstet.Diese bescheinigten, dass wir im Auftrag der zukünftigen Kaiserin ritten.

[...] Wir reisten über jedes Dorf, und Baeromar sammelte ein "Heer" um sich. Schnell hatten wir einige Zehn, samt Trosswagen. Ein Heiler und 2 Schmiede waren unter anderem dabei. In mir kam ein wenig der Geist von Greifenfurt auf. Ich war so froh, dass Avalarion dabei war. Ich war mir sicher, ihm ging es in dem Moment genauso. Mit Freude beobachtete ich Baeromar, wie er als Licht in der Dunkelheit voranging. Jeder hatte eine Aufgabe und wir kamen ganz gut voran. In Puleth wollte der Vogt uns Teilen der Drachengarde zum Fraß vorwerfen, doch wir schafften es rechtzeitig zu fliehen.

Das Reisen wurde hinderlicher. Wir reisten durch Teile des ausgebreiteten Reichsforstes. Als wir einmal mehr im Wald rasteten, waren am nächsten Morgen plötzlich Leomar vom Berg und 40 Mann über Nacht hinzugestoßen. Sein Plan sah vor, dass wir zu Burg Rabenmund müssten, da diese vom Finstermann und weiteren Schergen belagert wurde. Keine sehr verlockende Vorstellung, doch wir gingen über den Fluchttunnel und fanden uns sodann in einer belagerten Burg vor. Während meine Kameraden sich sofort gegen die Belagerung stemmten, war es mir zugewiesen die Brände und Aufbauarbeiten einigermaßen zu koordinieren. Keine leichte Aufgabe, wenn man die ganze Zeit unter Beschuss steht.

Als die Lage für die Burgbewohner immer aussichtsloser wurde, führten Avalarion, Baeromar und Heldar einen Ausfall durch. Durch den Fluchttunnel, der in einem Waldstück endete, nahmen sie die dort festgemachten Pferde und ritten auf die Belagerer zu. Avalarion blendete die Schützen derweil, kurz Zeit später, hatten die 3 es bereits geschafft, ein Katapult in Brand zu setzen. Im nächsten Moment sah ich Baeromar unter seinem Pferd begraben. Heldar half und befreite ihn, während Avalarion Deckung gab. Die Szenerie war so spannend, dass ich mich kaum traute wegzusehen. Baeromar und Heldar wurden von Bolzen getroffen, als sie sich schon auf den Rückweg machten. Heldar wird hinterher geschliffen. Die 3 erreichten den Fluchttunnel und wurden verfolgt. Als ich zum Brunnen in der Burg, dort wo der Fluchttunnel endete, ging sah ich, wie Baeromar und Heldar es in die Burg schafften. Stark verletzt. Auf Avalarion wartete ich zunächst vergebens. Ich sah wie der Fluchttunnel geflutet wurde und dachte, dass der Alte Narr sich geopfert hatte. Als die ersten Tränen meinen Bart erreichten, stieg der alte Zauberer aus dem Tunnel und roch nach nassem Ork. Ich konnte es kaum glauben, dass er es noch schaffte, doch er war gesund.

Doch die Belagerung war nicht gebrochen. Die kommende Nacht begann direkt damit, dass die Belagerer Untote in den Burghof schossen. Später setzten sie auch Belagerungstürme ein, doch Avalarion gelang es mit letzter Kraft einen ausschalten. Leomar von Rabenmund ließ die Zugbrücke herunter und wurde für diesen Verrat von Answin dem Jüngeren gerichtet. Doch auch unsere Fallgitter schienen nicht mehr lange zu halten.

Dann endlich sahen wir im Western eine Reiterschar unter einem Rot/Schwarzen Raben auf dem Banner. Sie fuhren durch die Belagerer wie ein warmes Messer durch Butter. Die Besatzer hatten keine Chance, auch Fliehenden wurde nachgesetzt. Doch wer war der Entsatz? Es handelte sich um u.a. Answin von Rabenmund (den Usurpator) und Lutisana von Perricum (Hochrangige Verräterin).
Davon, dass Leomar von Berg direkt mit Lutisana zusammenrasselte, bekam ich nur noch wenig mit. Zu anstrengend waren die letzten Stunden und so wie mir ging es wohl auch meinen Kameraden, die sich nur noch erholen wollten.