Die Saga Aventuriens - Kapitel VIII

Die Prophezeiungen

Der Alptraum beginnt

Der junge Mann nahm das Buch vom Schreibtisch und wog es in seiner Hand. Dann setzte er sich in den Schaukelstuhl und legte es in seinen Schoß, blätterte es auf und las dort weiter, wo er zuletzt geendet hatte. Dabei fiel ihm auf, dass vom letzten Kapitel zu diesem die Handschrift klarer geworden war.

 

Es war der 22. Ingerimm des Jahres 1015 nach Bosparans Fall... 

 

Ich erinnere mich noch genau an das Datum, weil ich den müffelnden Fahrer der Postkutsche, der mich das vorletzte Stück meines Weges mitgenommen hatte, fragte, welchen Tag wir haben und weil es der Tag war, an dem ich heimkehren würde.

 

Es war also der 22. Ingerimm des Jahres 1022 nach Bosparans Fall. Der Tag, an dem ich endlich mein Zuhause erreichen würde. Nach fünf langen Jahren. Der Postkutscher hatte mich soweit mitgenommen wie er konnte. Das letzte Stück musste ich nun zu Fuß laufen, so dachte ich jedenfalls, als ich auf dem Weg gen Travingen einen Wagen stehen sah, dem wohl ein Rad gebrochen war. Daneben stand der, mir bekannte, alte wandernde Geschichtenerzähler Tûel. Er hatte bereits ein heiles Rad bereit, brauchte jedoch meine Hilfe um es aufzusetzen. Dabei half ich ihm gern. Als der Wagen sich in Bewegung setzte, begann er mich voll zu plappern, damit, dass ich spät käme und er mich früher erwartet hätte, und so weiter, und so fort. Ich kam überhaupt nicht zu Wort, Tûel war schon ein wunderlicher alter Kauz. 

 

Gegen Mittag erreichten wir Travingen - mein Zuhause. Der Ort war in meiner Abwesenheit gewachsen - 150 Einwohner wohnten nun innerhalb und außerhalb der Palisaden. Thalias Magierturm war fertig und ragte in der Ferne heraus. Das Lagerhaus war abgerissen worden, wohl, um ein neues, größeres Lagerhaus zu errichten. 

 

Als hätten sie mich erwartet, standen meine Freunde bereits am Marktplatz und sprachen mit einem Fremden, als sie mich bemerkten. Ehe ich sie begrüßen konnte, sprang mir jedoch bereits Túan in die Arme. Was freute ich mich zu sehen, dass er hiergeblieben war, nachdem ich ihm vorgeschlagen hatte, hier seine neue Heimat zu finden, als sich unsere Wege im Kosch trennten. Aufgeregt erzählte er mir, dass er nun Pferde züchte und sie zureite. Kann sich das einer vorstellen? Als wir ihn in Al'Anfa fanden, hatte er noch nie auf einem Pferd gesessen und nun züchtete er welche und ritt sie zu? Ich hatte keine Zweifel daran, dass er auch das meistern würde, auf meine Unterstützung konnte er sich auf jeden Fall verlassen. 

 

So schnell mein mohischer Freund heran war, so schnell war er auch wieder weg - Pferde züchten, schätze ich. Nun konnte ich mich meinen Freunden widmen, die ich über 5 Jahre nicht gesehen hatte, und sie begrüßen. Thalia drückte ich fest an meine Brust und hob sie in die Luft - sie sah keinen Tag älter aus als am Tage meiner Abreise. Auch Terion und Felian drückte ich fest. Felian sah verändert aus. Er trug die Haare anders als zuvor, doch das war es nicht, was verändert war. Er lächelte - Ha! Dass ich das noch erleben durfte. Terion hatte kurz zuvor noch mit einem Kind - seinem und Sanyas Kind? - gesprochen. Doch ehe ich die Kleine begrüßen und mich vorstellen konnte, war sie schon wieder abgezischt. 

 

Wie sich herausstellte, war kurz vor mir ein Wagenzug aus Dragenfeld angekommen. Die Menschen waren aus ihrer Heimat geflüchtet, nachdem sich dort Fehl- und Totgeburten von Menschen und Tieren häuften. Dabei hatten sie allerhand knotiges, aber unnatürlich großes Obst und Gemüse aus der letzten Ernte - als Gastgeschenke. Da Travingen ein äußerst traviagefälliger Ort war, war hier jeder willkommen, so auch die Geflohenen aus Dragenfeld - angeführt von dem pensionierten aber langjährigen Soldaten Heron Greyfenstein. Um diese kümmerte ich mich jedoch gerade nicht, denn Sanya Winterkalt Firnwulf kam zu uns und ich begrüßte sie und hob auch sie in die Luft. Ich erinnerte noch genau den Tag, an dem wir Sie aus den Fängen des schwarzen Ritters im Nebelmoor befreit hatten. Und nun war sie nicht nur Perainegeweihte, sondern auch Terions Frau und Hanas Mutter. Und natürlich war sie es, die mich mit der Wahrheit konfrontierte, dass meine Ausrüstung furchtbar aussah und ich doch - schließlich war Markttag - beim Waffen- und Ausrüstungskontor Thuransson vorbeischauen sollte. 

 

Dies tat ich auch sogleich. Wer widersprach schon einer Geweihten? Beim Stand angekommen, fehlte von Meister Thuransson jedoch jede Spur. Als ich mich bemerkbar machte, hörte ich ein Geräusch und kurz darauf fiel mir ein zierliches, aber wehrhaftes Bündel aus dunkelbraunen, dichten Locken und großen, dunkelblauen Augen in die Arme. Rückblickend war es als würde die Zeit stehen bleiben, während ich in ihre wunderschönen Augen schaute. Ihre Lippen bewegten sich und doch dauerte es bis ich wieder einen Ton vernehmen konnte. Sie bat darum, dass ich sie absetzte, was ich sogleich tat. Sie stellte sich anschließend als Morena Thuransson vor und dies war ihr Kontor, dass sie von ihrem verstorbenen Vater geerbt hatte. Ich, so groß und dumm wie eine Burgmauer, stellte mich als Rodrik Eisenwald vor, weil ich noch immer nicht wieder vollständig Herr über meine Sinne war. Dann korrigierte ich mich. Als ich den Stand verließ, hatte ich gar nichts bezüglich meiner Ausrüstung erreicht. Nicht, weil Meisterin Thuransson sich weigerte mich anschreiben zu lassen, sondern weil ich schlicht vergessen hatte, weshalb ich überhaupt dorthin gegangen war. 

 

Unverrichteter Dinge ging ich zu meinem Haus und setzte mich in den Lehnstuhl. "Endlich zuhause." dachte ich und konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Dann bemerkte ich die fast fingerdicke Schicht Staub überall und beschloss, dass in den nächsten Tagen ein nötiger Hausputz anstehen würde. 

 

Am Abend begab ich mich in "Das Goldene Ei", wo ein Fest stattfand. Ich stürzte mich sofort auf all die leckeren Speisen und lauschte, während Heron Greyfenstein über die Vorkommnisse in Dragenfeld berichtete, die zum Verlassen der Heimat seiner Leute geführt hatte. Ihre Tsa-Geweihte Schwester Laniare hatte am 1. Tsa 1015 BF ein Frühlingsritual durchgeführt, welches das Dorf, die Ernte und die Bewohner im Namen der Göttin segnen sollte. Schon Wochen, wenn nicht sogar Tage später spross die erste Ernte - und wie! Übernatürlich große Früchte konnten geerntet werden und so ging es eine Weile bis das Glück sich wandte. Tiere wurden entweder tot- oder mit zu vielen Gliedmaßen oder Köpfen geboren, auch Frauen gebaren tote Kinder. Als dann in den vergangenen Wochen die Gerüchte über Menschen, die aus der Umgebung von Dragenfeld verschwunden waren, zunahmen, packten Heron und seine Leute ihre Hausstände zusammen und brachen auf, bis sie hier in Travingen ankamen. Während ich Heron zuhörte, bemerkte ich den Blick von Morena Thuransson, die an einem anderen Tisch saß und immer, wenn sich unsere Blicke trafen, schaute sie weg. Als Heron seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, erzählte ich was Felian, Bjarki, Tùan und ich erlebt hatten und warum ich erst so viel später als Felian und Tùan zurückgekehrt war. Dabei reichte ich stolz meinen neu verdienten Kriegerbrief herum und ermahnte meine Freunde, dass besser keine Soße auf diesen tropfen sollte. 

 

Kurz danach passierte es. Mutter Herdgard brach am Nebentisch zusammen, ihre Augen waren zurückgerollt und sie stöhnte und schrie, während sich ihre Haut rötete und Blasen bildete. Später konnte sie berichten, dass sie in diesen Momenten die letzten Minuten von Schwester Laniare erlebte, die von den übrig gebliebenen Bewohnern Dragenfelds auf einem Scheiterhaufen lebendig verbrannt wurde. Sanya, Tuêl und Thalia versuchten ihr Leid zu lindern, doch nichts schien zu helfen. Ich wies Tuàn an, die Kinder hinaus zu bringen, und organisierte mit Terion eine Kette um Wasser heran zu bringen, um Mutter Herdgard, deren Haut nun bei Berührung sogar Fäden zog zu kühlen oder löschen. Erst als Schwester Laniare gestorben war, war Mutter Herdgard erlöst, doch der Schaden war bereits getan. So vorsichtig wie möglich, hob ich sie auf und trug sie hinüber in den Travia-Tempel in ihre Gemächer. Thalia, Tuêl und Sanya blieben bei ihr, während Felian, Terion und ich ein letztes Bier im Goldenen Ei zu uns nahmen. Heron Greyfenstein schlug vor, dass seine Leute für das erste, im Goldenen Ei bleiben sollten, bis die Zelte in denen die Neulinge fürs erste Unterkommen würden, standen. Wir stimmten zu und gingen schlafen. 

 

Am nächsten Morgen traf die Zusammenkunft sich am Traviatempel, wo Thalia uns mitteilte, dass Mutter Herdgard uns bat, in Travingen zu bleiben um das goldene Ei im Tempel zu schützen, so dass es mir leichtfiel, ebenfalls dafür zu stimmen, hier zu bleiben, da ich nicht sofort wieder aufbrechen wollte. Also blieben wir. Ich half anschließend beim Aufbau der Zelte um den Bewohnern Travingens zu zeigen, dass die Dragenfelder weiterhin absolut willkommen seien. Als die kleine Zeltstadt stand, informierte ich Heron Greyfenstein und die Dragenfelder bezogen ihr neues Zuhause. 

 

Über die nächste Woche bewältigte ich den übernötigen Hausputz und lernte endlich die kleine Hana Firnwulf kennen und sagte ihr, dass wenn sie jemand ärgere, sie zu mir kommen sollte, dann würde ich dem Burschen den Hosenboden langziehen. Gerade als ich dachte, dass meine Furcht vor Übergriffen oder Tumulten zwischen Travingern und Dragenfeldern unbegründet war, wurde ich Zeuge eines kleinen Tumults am Marktplatz zwischen Eichmann Barmhusen und einem einarmigen Dragenfelder namens Wulfrik, wenn ich mich richtig erinnere. Als ich eintraf und mich vor Eichmann aufbaute, bereit ihn zur Rede zu stellen, traf mich ein Schwinger seinerseits im Gesicht. "Den einen will ich dir gönnen, Eichmann. Überleg dir jedoch gut, wie du nun fortfahren willst." Dann roch ich, wie sehr der dicke Schweinebauer nach Schnaps stank. "Geh' nach Hause, Eichmann. Du stinkst." Muss wohl sehr überzeugend gewesen sein, denn Eichmann, ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging nach Hause, mit ihm auch diejenigen, die mit ihm gekommen waren. Dann trafen meine Freunde ein und ich erzählte Ihnen was vorgefallen war. Ich schlug daraufhin vor, dass wir eine kleine Nachtwache bei der Zeltstadt halten sollten, dafür rekrutierte ich Felian und Heron. Ich selbst würde die zweite Wache halten. Ich wollte unbedingt weitere Tumulte wie diesen verhindern, was auch gelang. Inzwischen hatten wir den Dragenfeldern auch Felder zugewiesen, so dass auch der Hausbau begonnen hatte bei den Feldern im Norden Travingens. 

 

Dann kam der 2. Rahja. Ein sehr erinnerungswürdiger Tag in vielerlei Hinsicht. Wie sie uns später erzählte, hatte Thalia einen schlimmen Alptraum in der Nacht, der von Lorion handelte. Für alle anderen begann der Tag nicht weniger aufregend, denn wir hörten jede Menge Lärm, der sich näherte, bis sämtliche Tiere des Waldes im Osten, durch die Palisade brachen und geradeaus durch Travingen preschten und im Westen verschwanden. Ein Wunder, dass dabei niemand verletzt wurde. Vor was sie flüchteten konnten wir jetzt noch nicht ausmachen. Außerdem war ganz Travingen jetzt von einem roten Staub bedeckt, der in jede Ritze und jeden Spalt kroch. Selbst die Felder waren bedeckt davon und mussten davon befreit werden. Gerade als wir beratschlagten wie wir weiter vorgehen wollten und nachdem Thalia uns von ihrem Alptraum erzählt hatte, wurde Terion von Hesindiane Eisenkober, der Imkerin informiert, dass die Bienen... nun ja... in eine Art Winterschlaf gefallen waren. Sie hatten die Arbeit eingestellt. Was ging nur vor?

 

Dann kehrte Meister Krimosch zurück, sichtlich erschöpft von den Strapazen der Reise. Er berichtete, dass er mit Lorion in der roten Sichel verabredet war um neue Gesteinsvorkommen auszukundschaften. Dafür hatten sie verschiedene Treffpunkte vereinbart doch an keinem von ihnen war Lorion je aufgetaucht, dabei war der Halbelf vor dem Zwerg aufgebrochen. Dies reichte uns. Einstimmig entschieden wir, aufzubrechen und unseren Freund und Thalias Gemahl zu suchen und heimzubringen. Befragt nach den Treffpunkten, lachte Meister Krimosch nur und sagte, dass keiner von uns diese je finden würde, da Lorion und er sie auf früheren Ausflügen miteinander vereinbart hatten. Es war natürlich schön zu sehen, dass ein Halbelf und ein Zwerg sich so gut verstanden, aber wirklich weiterhelfen tat uns dies nicht. Aber er hatte recht, niemand von uns kannte sich in der Roten Sichel wirklich aus. Daraufhin schaltete Tûel sich in das Gespräch ein und schlug vor, dass wir einen der Dragenfelder rekrutieren sollten, schließlich hatten diese den Pass gerade erst bereist mit ihrem Wagenzug. Also informierten wir den Anführer der Dragenfelder, Heron Greyfenstein über unseren Plan und dieser war einverstanden uns zu begleiten. In der darauffolgenden Diskussion mit ihm darüber, ob Zelte Sinn ergaben oder nicht, erinnerte ich mich, warum ich mich gegen eine Karriere in der Armee entschieden hatte. Auf Pferden, Svelltaler Kaltblütern, wenn ich mich recht entsinne, mit Zelten und etwas Proviant, brachen wir auf gen Süden, in den Goblinpass der Roten Sichel. 

 

Sobald es dunkel wurde, rasteten wir und drei von uns hielten, verteilt über die Nacht, Wache. Am Morgen nach unserer ersten Nacht, wir frühstückten gerade, rissen sich die Pferde los und eilten gen Heimat. Was sie aufgeschreckt hatte, konnten wir nicht sagen, doch sie waren fort. Also verteilten wir die Zelte nun auf die Gefährten, nur Heron wollte keins tragen, schließlich war er von Beginn an gegen Zelte. Die Luft wurde sehr trocken, je weiter wir vorankamen und es war unnatürlich heiß. Vor der nächsten Rast, hörten wir vor uns Geräusche. Wir erreichten ein Lager voller Greise, die auf Wagen unterwegs waren. Wir stellten uns vor und die Anführerin stellte sich als Dara Niederhaus vor. Sie sagte, sie seien "der letzte Wagenzug aus Dragenfeld". Dies rief Heron auf den Plan, der es nicht glauben konnte, denn Dara, so seine Aussage, sei noch ein junges Mädchen "und keine Alte Fettel" gewesen, als er Dragenfeld verlassen hatten. Am Boden lagen jüngere Erwachsene greinend, waren sie als Kleinkinder losgezogen? Bei den Göttern, den Anblick werde ich nie vergessen. Wir rasteten mit den Dragenfeldern, teilten unseren Proviant mit Ihnen und halfen am nächsten Morgen weiter auf ihrem Weg gen Travingen, während wir weiter in die andere Richtung gingen. 

 

Gegen Mittag fanden wir am Wegesrand einen toten Hirschbock mit zwei Köpfen und drei Beinen. Terion teilte uns mit, dass normalerweise jede Menge Insekten an so einem Kadaver wären, doch hier befanden sich gar keine. Gegen die Abenddämmerung sahen wir dann eine Rauchfahne am Horizont und untersuchten dies. Heron berichtete, dass dies das Goblinlager sein müsste, dass dem Pass seinen Namen gab. Auch er und sein Wagenzug hatten es passiert. Das Lager sah aus wie frisch verlassen. Frische Scheite lagen im Feuer, auf dem Boden einige Lederpäckchen. Keine Spur von Goblins, ehe wir uns an das Schicksal des letzten Wagenzugs erinnerten und zu dem Schluss kamen, dass es sich bei den Lederpäckchen um die Goblins handeln musste. Ein weiterer Anblick, den ich Zeit meines Lebens nicht vergessen werde. Da wir uns entschlossen im Schutz des Goblinlagers zu übernachten, begrub ich die Goblinpäckchen. Sehr zum Unverständnis von Heron, der wie er mir mitteilte, nichts für Orks und Goblins übrighatte. Ich erinnere mich, damals gedacht zu haben, dass ich zu dem Zeitpunkt auch nicht viel für Heron übrighatte und ihn doch begraben hätte, wenn ich musste. Statt dies zu sagen, ignorierte ich ihn einfach und fuhr fort. Heron hatte seit unserem Aufbruch begonnen, uns täglich zu fragen, ob wir wirklich weiter nach Lorion suchen wollten und nicht umkehren sollten, um die Bürger Travingens zu schützen vor was auch immer hier vorging. Erst unser einstimmiger Einwand, dass wir nach unserem Freund und Thalias Gemahl suchten und ein Umkehren ohne sein Schicksal zu kennen, nicht in Frage kam, ließ ihn damit aufhören. Zugegeben, die Reise wurde mehr und mehr beschwerlich. Wir hatten inzwischen unsere Zelte zurücklassen müssen, weil der Stoff zu porös geworden war und auch alles was aus Leder und Holz bestand hatte schwer gelitten. Doch gab es kein Zurück für uns, außerdem sagte Thalia, dass sie Lorion spüren konnte und ihr Wort war für mich genug um weiter zu gehen. 

 

Im Laufe des nächsten Tages bemerkte Terion, dass die Bäume sich etwas zu bewegen schienen, jedoch nicht aufgrund des Windes, es war fast windstill. Es sah mehr aus, als würden die Bäume sich drehen und winden würden. Bei näherer Betrachtung sah es tatsächlich aus als würden die Bäume alle in die Richtung fliehen wollen, aus der wir kamen. Später erreichten wir eine Schattenbedeckte Klamm. Als wir dabei waren sie zu durchqueren konnten wir jemanden auf dem Weg vor uns erkennen, der uns entgegenkam. Als die Person näherkam, konnten wir einige Wunden erkennen und auch, dass die Haut inzwischen eher grün/bräunlich war. Trotzdem erkannte Terion die Person als seine rechte Hand unter den Jägern Travingens - Geron Finn. Auf Ansprache reagierte dieser jedoch nicht. Als Terion zurücktrat, statt zu handeln, handelte ich für ihn, zog mein Schwert und machte dem Spuk ein Ende, in dem ich den früheren Geron enthauptete. Mit dem was von unserem Spaten übrig war, gruben wir ein Loch um ihn am Wegesrand zu begraben. Als es Abend wurde, erreichten wir einen Felsvorsprung den wir zu unserem Rastplatz erklärten. Die Nacht verging ohne Vorkommnisse doch am nächsten Morgen, kurz bevor wir aufbrachen tropfte Heron vom Felsvorsprung ins Gesicht. Um den Nachzukommen, hob ich Thalia hoch, die viel leichter war als ich dachte, doch auch oberhalb des Felsvorsprungs war nichts zu finden. Blutete der Felsen? 

 

Über den Tag erlebten wir das Phänomen der blutenden Steine und Felsen mehrfach, außerdem begann nun auch alles, was wir an Metallgegenständen bei uns hatten, porös zu werden. Wenn wir Lorion nicht bald finden würden, würden wir alle halbnackt heimkehren, wenn wir überhaupt heimkehren würden. Nur mein einfacher Holzschild und der Wasserschlauch, der nie versiegte, schienen von dem Verschleiß unberührt. Irgendwann war kein Grün mehr zu sehen und stattdessen alles Grau. Wir sahen Baumriesen, die einfach in sich zusammengefallen schienen. Dann fand Herr Leuegrimm etwas am Wegesrand. Es war die Klinge von Lorions Schwert, welches Herr Leuegrimm ihm als Geschenk gemacht hatte in meiner Abwesenheit. Es war oberhalb des Hefts abgebrochen. Wenig später war es dann soweit. Wir fanden Lorion am Wegesrand. Er war spindeldürr, seine Haut wie aus Pergament, seine Kleidung zerfetzt. Ich erinnere mich, kaum gewagt zu haben, zu atmen, da ich fürchtete ihm Luft zu rauben, die ihn am Leben hielt. Als er sprach, war seine Stimme nur ein Flüstern. Er fragte nach Thalia, die mit ihm sprach. Er erzählte vom "Letzten Sommer" und dass "Das Tor für den Öffner der Tore geöffnet wurde". Dann zeigte er auf mich und legte mir die verwitterte andere Hälfte seines Schwertes in die Hand. Nach ein paar letzten Worten an Thalia, verging Lorion Nebelsucher am 6. Rahja 1015 nach Bosparans Fall. Das was von ihm übrig blieb schwand in jede Himmelsrichtung wie Pergament, das zu Asche wird. Ich drückte Thalia in ihrer Trauer an mich und wir drehten um. 

 

Der Heimweg verging schneller als der Hinweg. Wir sprachen nur wenn es sein musste. Und so erreichten wir Travingen einen Tag nachdem der letzte Wagenzug aus Dragenfeld hier angekommen war. Tûel erwartete uns bereits am Tor. Wir berichteten ihm vom Erlebten und von Lorions letzten Worten. Beim "Letzten Sommer" und vor allem dem "Öffner der Tore" wurde er hellhörig und fragte Thalia, ob sie im Besitz bestimmter Bücher war. Sie bejahte etwas davon und Tûel wirkte aufgeregt, aber sehr ernst als wir zu Thalias Turm gingen. Er ließ sich das Buch zeigen und begann selbst zu blättern, als ob er etwas überprüfen wollte. Als er fand, wonach er suchte, schien seine Befürchtung bestätigt. Er sagte, er müsse aufbrechen und mehr in Erfahrung bringen. Bevor er abreiste, teilte er uns so eindringlich, wie ich ihn zuvor noch nie gesehen habe, mit, dass wir uns und Travingen auf das Schlimmste vorbereiten sollten - Den härtesten und längsten Winter. Die Ernte müsse reichlich eingeholt werden, wenn Travingen überleben sollte. Dann fuhr er davon. 

 

Am Abend begruben und gedachten wir derer, die es nicht geschafft hatten. Neben denjenigen des letzten Wagenzugs, legten wir auch ein Grab für Lorion an, an dem wir uns ein letztes Mal von ihm verabschiedeten. Selbst Mutter Herdgard war zugegen, immer noch schwach und schwer gezeichnet, dazu gestützt. Sanya sprach einen Grabsegen und die Worte mit denen Sie endete, sollten mir noch lange im Gedächtnis bleiben: "Was ist Trauer, wenn nicht Liebe, die überdauert?". 

 

Der Junge Mann blickte vom Buch auf und Tränen waren ihm in die Augen gestiegen. Die Erinnerung an eine weitere Person stieg in ihm hoch und er beschloss seine Lektüre für heute zu beenden. 


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