Fortsetzung zur Fallakte #571212#01 von Special Agent Harris.
Ich schließe in meinem Bericht direkt an die vorangegangenen Ereignisse an, die Special Agent Harris bereits ausführlich geschildert hat.
Wir hielten uns mehrere Tage in der stillgelegten Fabrikhalle auf. Von dort aus planten wir unser weiteres Vorgehen. Im Detail erläuterten wir mit den anwesenden Mitwirkenden des Widerstandes, wie wir unsere Zielperson „Jadefalke“ aus dem Gefängnis der Staatssicherheit der DDR in Berlin-Hohenschönhausen befreien und sicher nach Westdeutschland, bzw. direkt außer Landes bringen konnten. Dabei war eine handgezeichnete Karte, die wir von einem Spitzel im Gefängnis bekamen, sehr hilfreich. Nachdem wir sorgfältig unsere Möglichkeiten sondiert und das Zielgebiet weitläufig und intensiv ausgekundschaftet hatten, entschieden wir uns für eine Mischung als Ablenkung, Infiltration und direktem Angriff. Wir gingen zurecht davon aus, dass die Behörden höchstens auf eine dieser Möglichkeiten adäquat reagieren konnten.
Durch einen glücklichen Zufall konnten wir Agent Caulfield, als Psychiaterin getarnt, in die Anstalt einschleusen. Auf diesem Wege sollte sie das Gelände aus erster Hand besichtigen und die nötigen Schlüsselkarten für unsere Operation organisieren.
In der Nacht zum Operationsbeginn platzierte Agent Stockdale mehrere Ladungen TNT direkt unter den zentralen Zu- und Ableitungen der Kanalisation direkt unter dem Hauptgelände. Währenddessen passten Agent Harris und ich einen Wäschereiwagen ab und schmuggelten uns unter die frische Wäsche.
Was im Folgenden geschah, will ich versuchen, in wenigen Sätzen zusammenzufassen. In einer sorgfältig konzertierten Aktion sprengte Agent Stockdale von der Kanalisation aus ein ausreichend großes Loch für unseren Rückzug und sorgte so gleichzeitig für die initial nötige Verwirrung. Gleichzeitig bahnten Agent Harris, Agent Caulfield und ich uns unseren Weg von der Wäscherei in das Gebäude, in dem wir unsere Zielpersonen vermuteten. Währenddessen schalteten weitere Mitglieder der Operation die Wachen in den Wachtürmen aus.
Es gelang uns, etwa 120 Personen aus dem Gebäude zu befreien, darunter auch zwei von drei Zielpersonen inklusive Jadefalke. Eine der Zielpersonen kam bei der Flucht durch einen Kopfschuss ums Leben. Wie vielen der 120 befreiten Personen letztlich die Flucht nach Westdeutschland gelang, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Jadefalke wurde von uns außer Landes gebracht. Wir landeten 13 Stunden später in Washington D.C.
Jadefalke wurde, bevor wir sie einer Befragung unterziehen konnten, außerhalb unserer Reichweite gebracht. Wir wissen weder etwas über ihren weiteren Aufenthaltsort, noch konnten wir von ihr den Namen des Verräters innerhalb der Regierung mitgeteilt bekommen.
Auch ist uns unklar, inwiefern das Projekt MKULTRA (siehe Fallakte ##531224) in diesem Fall eine Rolle spielt. Hat unsere Regierung die Experimente in Deutschland fortgesetzt? Oder haben die Russen ein ähnliches Programm entwickelt und zu diesem Zwecke Menschen entführen lassen? All diese Fragen werden unbeantwortet bleiben, bis es uns gelingt, Brigitte Lehmann, den Jadefalken, ausfindig zu machen und ausführlich zu den Umständen zu befragen. In diesem Zuge öffne ich rückwirkend die Akte #531224.
„Wahre Liebe fordert nicht, wahre Liebe gibt. Sie ist ein Entgegenkommen, ein Geben, aber auch ein Annehmen. Wahre Liebe ergreift nicht Besitz, sondern gibt Freiheit.“
Marie von Ebner-Eschenbach (Schriftstellerin)
Die aktuelle Untersuchung bleibt unvollendet und die Akte geöffnet.